Meine Royals

Zu den wichtigsten Ressourcen, auf die im Kontext Philosophie und philosophische Praxis zurückgegriffen werden kann, gehören philosophische Texte. Besonders  in der philosophischen Praxis stellt sich die Frage, wie sich ein Transfer zwischen (philosophischer) Literatur und individueller Lebenspraxis herstellen lässt.

Ich möchte an dieser Stelle jene Philosophinnen und Philosophen zitieren, die mein Leben geprägt haben, sei es, dass ihre Schriften nutzbar für meine jeweilige Arbeitssituation waren, sei es, dass sie auf Fragen, die ich mir insgesamt in meinem Leben gestellt habe, eine resonante Antwort gegeben haben.

Eröffnend möchte ich Michel Foucault erwähnen. Er behandelte die Philosophie nie nur als theoretische Tätigkeit, sondern immer auch als praktischen Lebensvollzug. Mir gefiel seine genealogische Herangehensweise um vorherrschende Machtdiskurse zu analysieren. Dank seiner Texte konnte ich vor allem meine Tätigkeit in der Psychiatrie besser reflektieren und mich engagieren. Wichtige Bücher waren: Wahnsinn und Gesellschaft, Die Geburt der Klinik, Psychologie und Geisteskrankheit.

Als nächstes möchte ich Roland Barthes aufzählen, er lehrte so wie Foucault in Paris und verstarb auch relativ jung. Barthes war nicht nur Philosoph, sondern auch Schriftsteller und schrieb regelmäßig literaturkritische Artikel in Zeitungen. Über sein letztes Buch Die helle Kammer habe ich meine Diplomarbeit geschrieben. Weitere für mich einflussreiche Bücher waren: Chronik, Fragmente einer Sprache der Liebe, Der stumpfe und der entgegenkommende Sinn. Barthes war Strukturalist und mir gefiel, wie er mit Sprache über das „System“ Sprache schrieb.

Barthes war mit Julia Kristeva befreundet, sie ist Philosophin und Psychoanalytikerin. In ihren feinfühligen Texten analysiert sie die menschliche Seele, psychische Zustände und Fragen der Identität. Wichtige Bücher: Die neuen Leiden der Seele, Die Revolution der poetischen Sprache.

Ein weiterer französischer Philosoph, den ich sehr schätze, ist Jaques Derrida. Seine Art, jedes Ereignis auf seine Ereignishaftigkeit hin zu untersuchen bedeutet für mich grundsätzliche Philosophie und löste bei mir viele Denkveränderungen aus. Für mich tragende Schriften sind Die différance, Eine gewisse unmögliche Möglichkeit, vom Ereignis zu sprechen, Recht auf Einsicht.

Von Derrida mache ich einen zeitlichen Sprung zurück in die Antike,  in eine Zeit, in der die Philosophie als Lebensform (damit meine ich Übungen wie intensives Nachdenken, Selbstprüfung, Gewissenserforschung, die wichtigsten Merksätze auswendig lernen oder der Blick von oben) und als entsprechende Lebensführung verstanden wurde. Bei Platon standen Fragen der Gerechtigkeit und die Orientierung am Guten, Wahren und Schönen im Vordergrund.